Seite zurück | Hauptseite | Seite vor |
Fritz Gockerell ganz links im Bild, Walther Steiger ganz rechts. Notiz auf
der Rückseite: Bremsung des 4 Zylinder 2 Takt-Diesel Steiger-Gockerell 78 PS bei
1800 U/min. 5 Mai. 1931
Exposé:
Zur schärferen Abgrenzung
des, nach einem völlig neuen Prinzip arbeitenden Rohölmotors, gegenüber den
bisher bekannten Dieselmotoren soll gleich betont werden, dass es sich hier um
einenMotor handelt, welcher weder zur Gattung der Vorkammermotoren wie
irrtümlich leicht anzunehmen ist, noch sonst zu einer der bekannten
Ausführungen von Dieselmotoren gehört.
Die Sonderheit des
Prinzips, mit welchen alle Empfindlichkeit beidseitig und das zu große Gewicht
des Dieselmotors herabgemindert wird, zeigt sich auch in seiner
patentrechtlichen Stellung, denn sowohl in allen 6 deutschen Stammpatenten wie
auch in dem Auslandspatenten, wurden von keiner Seite Entgegenhaltungen
gebracht. Es handelt sich bei diesem neuen Motor, wie auch bei den bisher
bekannten Fahrzeugmotoren von M.A.N, Krupp, Dornier, Junker... um einen
kompressorlosen, schnelllaufenden Rohölmotor. Grundverschieden jedoch ist hier
die Brennstoffförderung und die Zerstäubung, Mischung und Entflammung des
Brennstoffes, welcher, man könnte sagen, automatisch zerstäubt wird. Dadurch
dass diese, an sich verwickelten Vorgänge unabhängig von der Einspritz
Sehr verbreitet hat
sich in den letzten Jahren die Erkenntnis einer Luftumwirbelung im Zylinder,
welche die Verbrennung erheblich unterstützt und fördert insofern, als der
eingespritzte Brennstoff mit den Sauerstoffteilchen besser in Berührung kommt,
während sonst der Brennstoffstrahl die tote, zähe komprimierte Luft nur schwer
durchstoßen kann. Dieser Vorgang wird nun bei den bisherigen Maschinen nur
leidlich erfüllt bzw. verbessert, im Gegensatz zu den vorliegenden Neuerung bei
welcher die Luftumwälzung als absolut vollkommen anzusehen ist.
In nebenstehender
Figur ist der Zylinderkopf mit Kolbenstellung knapp vor dem oberen Totpunkt
ersichtlich und ist die Wirkungsweise der Maschine folgende: Während eines
ganzen Kolbenhochschubes wurde der Brennstoff durch das Ventil n in die
Zerstäuberkammer b, welche von dem gesteuerten Ventil b vom Zylinder h getrennt
gehalten ist, eingespritzt. Es lagert also das Rohöl unzerstäubt in der, mit
Rillen versehenen Kammer b während die über dem Kolben befindliche Ladeluft auf
etwa 32 Atü verdichtet wird. Im nächsten Moment erfolgt nun die Entzündung des
Brennstoffes wie folgt: Noch sind Luft und Brennstoff getrennt und nur der 2 mm
breite Ventilschlitz ist zwischen ihnen ehe das Gewaltige vor sich geht. Nun
beginnt das Ventil b sich zu öffnen! Ein feiner
Spalt wird zunächst frei, mit riesiger, enormer
Geschwindigkeit stürzt die hochgespannte Luft in das plötzlich frei gewordene
Volumen! Die Ladeluft selbst ist zur Einspritzluft geworden und der zuerst feine
Ventilspalt gleicht einem Kranz ringsum angeordneter feinen Ritzdüsen!
Der gewaltige
Druckausgleich ruft gleichzeitig eine unermessliche Luftumwälzung hervor! Alles
geht hier einfach und höchst wirksam vor sich, während sonst ein Aufwand von
größten Drücken und allerfeinsten Düsen erforderlich ist, um mühevoll das zu
erreichen was hier spielend beherrscht wird. Dies erhellt auf den ersten Blick,
dass hier ein Motor geschaffen ist, welcher die Bedingungen eines
Fahrzeugmotors, insbesondere Flugmotors voll und ganz erfüllt. Der Motor ist
elastisch und unempfindlich wie die Vergasermaschine und erfüllt die
Hauptbedingung, einen entsprechend geringeren Brennstoffverbrauch und die
Verwendung von schweren Ölen.
Die Literleistung des
neuen Motors dagegen bringt den Flugmotor seiner Brauchbarkeit näher, denn es
wurden Leistungen von 10 PS je Liter Hubraum mit der normalen Einkolbenmaschine
erreicht, also um 40% mehr als bei den anderen Maschinen! Schon bei einem etwa
100 PS Motor können 1,3 Kg pro PS erzielt werden, während bei 500 PS kaum 1 Kg
auf ein PS treffen wird.
Quelle: Deutsches Museum Archiv, Bestand NL 173
Fritz Gockerell am Prüfstand mit dem Versuchsmotor.
Seite zurück | Hauptseite | Seite vor |